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Wenn die Gallenblase raus muss

Dr. Markus Wielandner rät zu umgehender Abklärung von Beschwerden

Lebensnotwendig ist sie nicht, Probleme kann sie dennoch bereiten und eigentlich trägt sie zu einer guten Verdauung bei: die Gallenblase mit der darin enthaltenen Flüssigkeit, der Galle. In der Leber produziert, wird diese Körperflüssigkeit in der dazugehörigen Blase gelagert, bis sie im Rahmen der Fettverdauung zum Einsatz kommt und dazu in den Zwölffingerdarm abgegeben wird. Ändert sich die übliche Zusammensetzung der Galle können sich Sand und Steine bilden, die zu mehr oder weniger starken Beschwerden im Oberbauch führen können. Bei manchen Patient*innen ist die Entfernung der Gallenblase notwendig, die man nicht auf die lange Bank schieben sollte, weiß Dr. Markus Wielandner, Facharzt für Allgemeinchirurgie am Sanatorium Kettenbrücke. 

Frauen besonders betroffen

Rund 15 Prozent der Frauen und etwa sieben Prozent der Männer entwickeln im Lauf des Lebens Gallensteine. Während manche schmerzfrei damit leben, leiden rund ein Viertel bis ein Drittel der Betroffenen unter Symptomen, die eine Behandlung erforderlich machen. Dabei steigt das Risiko von Beschwerden ab einem Alter von 40 Jahren. Auch besonders schwere, fettreiche Ernährung, Übergewicht und mehrere Schwangerschaften können ein erhöhtes Risiko verursachen. „Hinzu kommt häufig eine genetische Disposition, also wenn in der Familie bereits mehrere Fälle von Problemen mit Gallensteinen vorgekommen sind“, erklärt Dr. Wielandner.

Gallenkolik als Alarmsignal

„Anhaltende Schmerzen im rechten Oberbauch, wiederkehrende Schmerzen vor allem nach dem Essen oder sogar Rückenschmerzen können auf Probleme mit der Gallenblase hindeuten und sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden“, rät der Allgemeinchirurg. Verursacht werden diese Beschwerden durch eine Entzündung der Gallenblase oder den Abgang von Gallensteinen. Dabei gehen Gallensteine durch den sogenannten Gallengang in den Zwölffingerdarm ab. In diesem Zusammenhang besteht das Risiko, dass die Steine beim Abgehen diesen Gang verstopfen. Spätestens, wenn das passiert, muss der Gallengang von den aufgestauten Steinen befreit und die Gallenblase entfernt werden.

Abklärung der Symptome

„Das Vorliegen von Gallensteinen bzw. einer Entzündung der Gallenblase lässt sich durch einen Bauchultraschall verbunden mit einer Blutuntersuchung feststellen“, beschreibt Dr. Wielandner die Abklärung der Beschwerden. Besteht der Verdacht auf eine Blockade des Gallengangs erfolgt zusätzlich eine sogenannte MRCP (Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie) Untersuchung, die am Sanatorium Kettenbrücke in der Radiologie durchgeführt wird. Vor der schmerzfreien MRCP wird den Patient*innen ein Kontrastmittel gespritzt.

Entfernung der Gallenblase

Im Normalfall erfolgt die Entfernung der Gallenblase in einem minimalinvasiven Eingriff verbunden mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt von etwa drei Tagen. Selbst bei stark entzündeter Gallenblase kann weiterhin mit „Knopflochchirurgie“ vorgegangen werden, die Operation dauert in der Regel aber länger, größere Schnitte können im Verlauf der OP erforderlich sein und die Patient*innen müssen mit einer zusätzlichen Antibiotikabehandlung rechnen.

Lösung der Gangblockade

Ist der Gallengang verstopft, muss dieser in einem separaten Eingriff unter Narkose freigelegt werden – einer sogenannten ERCP (Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie). „Das ist unter anderem notwendig, um eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse zu verhindern, deren Gang unmittelbar mit dem Gallengang in den Zwölffingerdarm mündet“, erklärt Dr. Wielandner. Zudem kann auch durch die ERCP eine Bauchspeicheldrüsenentzündung verursacht werden.

Das Leben danach

Ohne Gallenblase lebt es sich heutzutage ganz gut, wenn man sehr große Portionen auf einmal und sehr fettes, frittiertes, besonders kohlehydratreiches Essen vermeidet. Ein Grund mehr, die Entfernung der Gallenblase nicht auf die lange Bank zu schieben.

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