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Gedanken rund um Allerheiligen

Die Seelsorgerin vom Sanatorium Kettenbrücke über den Herbst als Zeit des Abschieds

Mit den ersten kalten Tagen hält der Herbst Einzug ins Land, die Blätter werden bunt und fallen ab, die Tage kürzer und in dieser Zeit findet auch das christliche Gedenken an unsere Verstorbenen und Heiligen statt: Allerheiligen und Allerseelen. Die Leiterin des Seelsorgeteams am Sanatorium Kettenbrücke, Mag. Gudrun Löcker, gibt Anregungen für das bewusste Erleben des Herbsts als Zeit des Übergangs und Abschieds.

Persönliche Standortbestimmung

„Ich sehe den Herbst und die Zeit rund um Allerheiligen und Allerseelen als eine wichtige Chance für eine persönliche Standortbestimmung. Es ist eine Zeit für Reflexion, das Nachdenken über Bisheriges im Leben und den weiteren Weg“, erklärt Gudrun Löcker den Wert der Zeit des Innehaltens. Dazu zählt auch, sich die eigene Endlichkeit bewusst zu machen. „Wir alle wissen nicht, wie lange wir da sind“, so Gudrun Löcker.

Gedenken an liebe Verstorbene

Beim Umgang mit dieser Endlichkeit setzen Allerheiligen und Allerseelen an: das Gedenken an besondere Menschen des Glaubens, die Heiligen, und das Erinnern an liebe Verstorbene aus dem eigenen Umfeld hält auf tröstliche Weise eine Verbindung aufrecht und gibt Halt in der Trauer. „Die Rituale rund um den Feiertag Allerheiligen, die oft im Kreis der Familie begangen werden, helfen uns bei der Verbindung mit den Verstorbenen. Über die Erinnerung an Gemeinsames verbinden wir uns im Herzen mit der verstorbenen Person, fühlen sie nah und vermeiden in dieser bewussten Trauer das Verdrängen des Schmerzes. Das lindert das Gefühl der Trennung.“ Auch das Aufsuchen von Orten, die der oder die Verstorbene oft besucht hat, schafft Nähe und die liebe Erinnerung hilft, das Ende des Lebens zumindest für Momente zu überwinden.

Herbstspaziergänge bewusst erleben

Die Natur in der Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit ist für uns Menschen eine Gelegenheit uns selbst eine Zeit des Innehaltens zu gönnen. Ein ausgiebiger Spaziergang durch den Wald an einem grauen Herbsttag etwa ist dabei in mehrerlei Hinsicht förderlich für die Gesundheit, weiß Gudrun Löcker: „Zum einen stärkt man damit sein Immunsystem und unterstützt so die physische Gesundheit und Vorbereitung des Körpers auf den Winter. Andererseits ist ein Spaziergang durch einen herbstlichen Wald sehr förderlich für die psychische Gesundheit, indem wir in Resonanz mit der Natur gehen.“ Die Vergänglichkeit manifestiert sich im Fallen der herbstlichen Blätter, Austrocknen der letzten Beeren und Ernten der Früchte des Sommers. Das regt an, über Abschied nachzudenken, aber auch Erinnerungen an Vergangenes bewusst zu pflegen.

© Pichler