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Wenn die Knieprothese schmerzt

Spezialist Priv.-Doz. Mag. Dr. Michael Liebensteiner erklärt mögliche Ursachen und Behandlung

Dem Einsetzen eines künstlichen Knies geht oft ein jahrelanger Leidensweg mit Schmerzen und Therapien voraus. Umso größer ist die Freude, wenn die neue Knieprothese gut sitzt und die Lebensqualität wieder steigt. Meistens geht auch alles gut, aber in manchen Fällen kann  das künstliche Gelenk früher oder später Probleme machen. Die können zum Glück behoben werden, weiß Facharzt für Orthopädie / orthopädische Chirurgie und Traumatologie Dr. Michael Liebensteiner, Belegarzt am Sanatorium Kettenbrücke.

Schmerzen und Einschränkungen

„Probleme mit einer Knieprothese äußern sich durch verschiedene Symptome von Schmerzen bis hin zu Bewegungseinschränkungen oder Instabilität. Betroffene sollten die Beschwerden, wenn sie dauerhaft auftreten, jedenfalls ärztlich abklären lassen, denn in vielen Fällen kann die Situation verbessert werden“, empfiehlt Dr. Liebensteiner. Bei optimalen Bedingungen haben moderne Knieprothesen eine Lebensdauer von rund 20 Jahren.

Vielfältige Ursachen für Probleme

Die genannten Symptome lassen sich auf verschiedene Gründe zurückführen. So kann etwa eine Lockerung des Implantats Schwierigkeiten machen. Auch ein Bakterienbefall und eine dadurch bedingte Entzündung kann Ursache für Probleme mit dem künstlichen Gelenk sein. Ältere Implantate können auch Verschließerscheinungen aufweisen durch die Reibung der Metallteile der Prothese mit dem dazwischen angebrachten Polyethylen-Teil. Verletzungsbedingte Seitenbandrisse verursachen mitunter Einbußen bei der Stabilität des künstlichen Gelenks. Muskuläre Probleme können den Sitz der Prothese ebenso beeinträchtigen. Letztendlich kommt auch vor, dass die Knieprothese nicht optimal platziert wurde oder die Indikation für ein künstliches Gelenk nicht optimal gegeben war. „Manchmal treten die Symptome direkt nach der Operation auf, manchmal dauert es Jahre bis die Probleme kommen“, erklärt der Spezialist.

Extrembelastungen vermeiden

Mitunter kommt es vor, dass Patient*innen selbst zum Entstehen von Problemen mit dem künstlichen Gelenk beitragen. Wenn etwa jene Sportarten betrieben werden, die bei künstlichen Gelenken generell als riskant gelten. Dazu zählen vor allem Ballsportarten wie Fußball, Basketball oder Volleyball. Wohldosiert kann alpiner Skisport und Tennis betrieben werden und empfehlenswert für Knieprothese-Träger*innen sind Radfahren, Langlauf im klassischen Stil sowie Wandern. „Die Prothese soll den gewohnten Lebensstil unterstützen, auf Extrembelastungen sollte man verzichten“, rät Dr. Liebensteiner. Dabei kann auch mangelnde Bewegung zu Schwierigkeiten beitragen, besonders unmittelbar nach dem Anbringen der Prothese.

Symptomen auf den Grund gehen

„Eine genaue Abklärung der Probleme mit der Prothese ist sehr wichtig und bedarf in der Regel einiger Untersuchungen. Betroffene rechnen am besten mit mehreren Terminen dafür“, so Dr. Liebensteiner. Neben Röntgen und CT stehen verschiedene nuklearmedizinische Untersuchungen zur Verfügung. Ergänzend nimmt der Spezialist Blutanalysen vor und entnimmt gelegentlich auch mittels Arthroskopie tagesklinisch Gewebeproben. Auf diese Weise werden die Ursachen für die Symptome sorgfältig abgeklärt.

Individuelle Behandlungskonzepte

Je nach Grund der Beschwerden wird ein individuelles Behandlungskonzept erstellt. „Alle therapeutischen und operativen Maßnahmen werden auf die jeweilige Patientin oder den Patienten abgestimmt. So können wir eine echte Verbesserung der Situation erzielen“, erklärt der Orthopäde. In vielen Fällen verschaffen nicht-operative Maßnahmen wie etwa Physiotherapie oder der Einsatz von orthopädietechnischen Hilfsmitteln wie einer Schiene oder die medikamentöse Behandlung Linderung. Bereits kleine Änderungen an der Prothese, die mittels kleiner operativer Eingriffe umgesetzt werden, können entscheidend für die Verbesserung der Situation sein. Nur in manchen Fällen ist der komplette Austausch der Prothese notwendig. So etwa, wenn auf Grund von Stabilitätsproblemen auf eine Prothese gewechselt wird, die ohne das Vorhandensein von Bändern im Knie auskommt. Mit 50 bis 100 jährlichen Prothesenwechseln zählt Dr. Liebensteiner in Österreich zu den erfahrensten Ärzt*innen auf diesem Gebiet. 

©Pichler